Stellungnahme zum Offenen Brief der Bürgerinitiative Nußbergstraße

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Sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank für Ihren offenen Brief, den ich am 30.03.2009 per Telefax erhalten habe. Mit einiger Verwunderung habe ich registriert, dass sich alle Ihre Punkte auf einen Beitrag von mir beziehen, den ich bereits im Juni 2008 veröffentlicht habe. Ohnehin kann ich den Sinn und Zweck dieses Briefs nicht erkennen. Einzig ein Eindruck bleibt: Sie sind weiterhin unzufrieden mit dem Bauvorhaben und das ist Ihr gutes Recht.

Im Folgenden finden Sie eine Textgegenüberstellung:

Brief der Bürgerinitiative vom 30.03.2009 Mein Text vom 29.6.2008 mit aktuellem Kommentar (rot)
ihre Interpretation zur Innenhofbebauung Nußbergstraße können die Anwohner des
Karrees mehrheitlich nicht nachvollziehen. Bei den 34 Parkplätzen, die in der Tiefgarage über den Bedarf hinaus geschaffen werden sollen, handelt es sich um eine Absichtserklärung der Wiederaufbau, die aber rechtlich nicht bindend ist. Fakt ist, wenn ein Käufer dieser Immobilie im Luxussegment (ab 2000 E/mz) 2 Einstellplatze kaufen möchte und dies wollen sicherlich mehrere Kaufer tun, wird die Anzahl der Einstellplätze ganz schnell zusammenschmelzen.
Das heiß umstrittene Thema Parkplätze konnte auch nahezu gelöst werden. Der Investor, eine bekannte Baugenossenschaft, wird weit mehr Parkplätze erstellen, als nötig.

Sie äußern hier Vermutungen. Rechtlich hätte der Investor nicht so viele Parkplätze einplanen müssen. Insofern lassen Sie also selbst am freiwiligen Entgegenkommen des Investors kein gutes Haar.

Von großzügigen Abständen gegen über der unmittelbaren Bebauung zu sprechen, ist ziemlich instinktios. Die Balkone der Neubauten halten zu den bestehenden Häusern an der Herzogin-Elisabeth-Straße nur einen Abstand zwischen 6 – 8 Metern. Dies ist eine Entfernung bei der von Balkon zu Balkon Federball gespielt werden könnte. Es ist keine Wertsteigerung, wenn man direkt von Balkon zu Balkon dem Nachbarn zuschauen kann.

… Bei der neuen Planung werden nur noch 4 Stadtvillen gebaut, anstatt der ursprünglich 5. Dadurch ergeben sich vielmehr Freiräume und großzügigere Abstände zur umliegenden Bebauung. In jedem Fall werden die gesetzlichen Auflagen eingehalten.

Ich schreibe nicht von „großzügigen“ sondern von „großzügigeren“ Abständen, begründet in der Reduzierung der geplanten Wohneinheiten. Selbstverständlich ist mir klar, dass „Abstände“ subjektiv differenziert betrachtet werden können und ich habe deshalb explizit auf die gesetzlichen Auflagen Bezug genommen. Diese müssen eingehalten werden. Der Rest Ihrer Anmerkungen ist reine Polemik, wie überhaupt Ihr gesamter Briefstil.

Zur Wertseigerung siehe weiter unten.

Wenn Sie dies mit großzügig bezeichnen, können ihre künftigen CDU-Wähler das selbst beurteilen. Sie bezeichnen die innen liegenden Fassaden der bestehenden Bauten als nicht geradeschön. Dem könnten wir noch zustimmen. Wieso Sie aber
meinen, dass es ein Glück sei, wenn man vier Stadtvillen in den grünen Innenhof baut, weil dadurch die Optik ihrer Meinung nach aufgewertet würde, zeugt entweder von fehlender Sachkenntnis in Bauwesen und Design oder Sie möchten sich über die
Anwohner und ihre Sorgen lustig machen.
Während der Debatte im Planungsausschuss wurde auch Kritik am Baustil der neuen Stadtvillen geübt, der sich nicht an der umliegenden Bebauung orientiert. Wenn man sich die rückwärtigen Fassaden der betroffenen Häuser anschaut, kann man da allerdings nur von Glück sprechen.

Sie haben mich falsch wiedergegeben. Ich habe lediglich von der Debatte im Planungsausschuss gesprochen. Ich selbst habe mich zu keinem Zeitpunkt zum Design geäußert. Aber ich halte es für notwendig die rückwärtigen Fassaden der Bestandsbebauung zu verbessern. Ihre Schlussfolgerungen sind ebenso falsch.

ihr letzter Satz heißt wörtlich: „lnsgesamt kann man davon ausgehen, dass die neuen Stadtvillen den Bereich aufwerten und somit auch die anliegenden Haus- und Wohneigentümer vom Wertzuwachs mittelfristig profitieren werden. Nehmen Sie doch bitte zur Kenntnis, dass die absolute Mehrheit im Karree gegen diese vier Betonklötze ist. Die Verschattung insbesondere der unteren Wohnungen sowie die Flachdacher stellen einerseits eine Wertminderung dar, andererseits gibt es umliegend kein einziges Flachdach. Das Ganze wirkt architektonisch wie eine Wagenburg. Hier von einem Wertzuwachs zu schreiben ist eine Verhöhnung der Anwohner im Karree. Insgesamt kann man davon ausgehen, dass die neuen Stadtvillen den Bereich aufwerten und somit auch die anliegenden Haus- und Wohnungseigentümer vom Wertzuwachs mittelfristig profitieren werden.

Eine Wertsteigerung ergibt sich ggf. dann, wenn sich die zukünftige Wohnlage, durch den Lückenschluss verbessert und das ist m.E. der Fall, da es sich höchstwahrscheinlich um sehr hochwertige Wohneinheiten handeln wird. Dies führt in der Regel zu einer Aufwertung des umliegenden Quartiers in seiner Gesamtheit und nicht zu einer Abwertung. Ich bleibe bei dieser persönlichen Einschätzung des Wertverlaufs.

Das die Mitglieder Ihrer Initiative gegen die Bebauung sind, habe ich schon längst zur Kenntnis genommen. Andererseits müssen Sie lernen, dass es zu diesem Thema begründete andere Ansichten gibt. Diese haben Sie zu respektieren.

Welches Ziel hat ein solch offener Brief überhaupt? Wollten Sie Sympathien für Ihren Protest wecken? Oder mir nur mal Ihre Meinung sagen?

Zum Abschluss möchte ich Ihnen einen ganz grundsätzlichen Gedankengang näherbringen:
Bei der Ausweisung von Bauland oder der Schließung von Baulücken, gibt es immer Anwohner, die einen Verlust des „gewohnten“ nicht möchten. Man möchte sich den Blick nicht verbauen lassen. Das ist verständlich und auch ernst zu nehmen. Und gerade deshalb muss es einen Interessenausgleich geben. Dieser Interessenausgleich kann am Ende jedoch nicht Partikularinteressen höher bewerten als das Gemeinwohl.

Meine Aufgabe als Ratsherr ist es, jedes Thema unter dem Aspekt des Gemeinwohls für die gesamte Stadt zu beurteilen. Und für die Stadt ist es meines Erachtens ausgesprochen positiv, wenn Baulücken geschlossen und stadtnahes Bauland erschlossen wird. Dies ist der Entwicklung der Altersstrukturen in unserer Gesellschaft genauso geschuldet, wie der Ökobilanz und der Abwanderung in Umlandgemeinden.

Alle in Ihrem Brief enthaltenen Vorwürfe weise daher ich auf´s schärfste zurück.

Mit freundlichem Gruß

Björn Hinrichs

Anlage als PDF-Datei: Offener Brief Bürgerinitiative Nußberg Innenbebauung.

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